Die letzte Schornsteinmarke
der
AG
"Weser"
Im Oktober 2016 erhielt ich eine Anfrage,
ob ich an einem großformatigen Guss-Schild
der AG „Weser“ Interesse haben würde.
Das Schild wurde in einer maritimen Kellerbar in Bremerhaven geborgen,
wo es über 35 Jahre als maritimes Accessoire diente. Soweit bekannt war, sollte dieses Schild eventuell
an einem Werftkran der AG „Weser“
befestigt gewesen sein,
aber das war nur vom Hörensagen.
Natürlich hatte ich Interesse an dem Schild und so war es mir möglich das Schild vor dem Vergessen zu retten.
Nun stellte sich für mich die Frage:
Woher stammte das Schild und wie kam es nach Bremerhaven?
Die Fakten:
Auf dem Schild ist das alte Werftlogo zu sehen,
ebenfalls ist das Schild ründlich gebogen.
Die Abmessungen sind 50cm in der Höhe
sowie 53cm in der Breite und
es hat ein Gewicht von 19kg.
Der Anstrich auf der Vorderseite ist blau-weiß, auf der Rückseite schwarz.
Drei Befestigungsrohre auf der Rückseite wurden mit einem Schneidbrenner durchtrennt.
Das Schild lag über 35 Jahre in der Kellerbar.
Meine Nachforschungen:
Laut der Jahresangabe tauchte das Schild in Privater Hand erstmalig ca. im Jahre 1981 auf.
1978 begann ich auf der AG „Weser“ mit meiner Lehre
zum Schiffbauer und war bis zum Beginn meiner Zivildienstzeit September 1983
auf der Werft als Schiffbauer
in der Vorfertigungshalle (VFH) tätig.
Zu dieser Zeit hatte unsere Werft schon ein neues Werftlogo,
das von Herrn Dieter Albers ca. 1968 entworfen wurde.
In meiner Lehrzeit durchlief ich etliche Abteilungen
auf der Akschen.
Aber auf ein derartiges Gussschild bin ich in meiner Zeit auf der Werft nie gestoßen.
Die Vermutung, dass das Schild an einem Kran befestigt war, konnte ich nicht bestätigen.
Dagegen spricht vor allem,
dass das Schild ründlich gebogen ist.
Wenn das Schild an einem Kran befestigt gewesen wäre, müsste das Schild völlig flach sein.
Durch einen Zufall konnte ich in einem privaten
schwarz-weiß Stapellauffilm aus dem Jahre 1960
einen Schlepper der AG „Weser“
mit einer Schornsteinmarke der Werft erkennen.
Die Schornsteinmarke sah dem Schild verblüffend ähnlich.
Nun stellte sich die Frage, bis zu welcher Zeit die Akschen eigene Schiffe bereederte.
In meiner Werft-Zeit gab es keine bereederten Schiffe der Werft mehr.
Daraufhin nahm ich Kontakt zu meinem Freund
Norbert Handt auf,
ehemaliger Elektriker in der Werftreparatur
der AG „Weser“.
Nach seiner Aussage wurde das letzte Schiff der AG „Weser“ Anfang 1978 verschrottet.
Das Schiff trug den Namen „A.G.W. VII“ und hatte im Werfthafen die Aufgabe Schiffsmüll, sowie Öle usw. von den Schiffen in der Reparatur aufzunehmen.
Norbert schickte mir ein Farbfoto von den Schiff zu.
Auf dem Foto ist der Schornstein mit einer Schornsteinmarke zu sehen.
Die Schornsteinmarke hatte ein Schwarz-Weißen Anstrich.
Durch einen weiteren Zufall fand ich in meiner Sammlung ebenfalls ein altes Foto von der „A.G.W. VII“.
Auch auf diesem Foto war die Schornsteinmarke klar zu erkennen.
Da die Schornsteinmarke in einem
schwarz-weiß Anstrich zu sehen ist,
lag die Vermutung nahe, dass das Schild
nachträglich mit blauer Farbe angestrichen wurde.
Um auch diesen Zweifel auszuräumen,
entschloss ich mich mit einem Skalpell ein wenig von der blauen Farbe zu entfernen.
Zum Vorschein kam, wie vermutet, ein schwarzer Anstrich unter der blauen Farbe.
Aus den vorliegenden Ergebnissen der Nachforschungen ergibt sich nun eindeutig,
dass es sich bei dem Schild um die letzte verbliebene Schornsteinmarke von der AG „Weser“ handelt
und das die „A.G.W. VII“ als letztes Schiff
mit einer derartigen
Schornsteinmarken der AG „Weser“ ihren dienst tat.
Bei meinen weiteren Nachforschungen nahm ich Kontakt mit Kees Helder in der Niederlande auf.
Er kannte das Schiff und schickte mir Fotos und dazugehörige Schiffsdaten zu.
Das Schiff wurde 1917 bei der Werft Swan Hunter & Wigham Richardson Shipbuilders Wallsend UK gebaut
und auf den Namen Elmol getauft.
1962 kaufte die AG „Weser“ das Schiff auf,
wo es seinen Dienst bis zur Verschrottung 1978 versah. Verschrottet wurde das Schiff
von der Firma Hanse-Schrott.
Die Maschine (3 fach Expansionsmaschine) wurde ausgebaut und in der MF2 der Akschen gelagert
und sollte für die Maschinenbaulehrlinge
zu Restaurierung genutzt werden.
Der Verbleib der 3 fach Expansionsmaschine ist mir nicht bekannt.
Wie die Schornsteinmarke nach Bremerhaven kam
ist nicht mehr nachzuverfolgen.
Es liegt auf der Hand das während der Abwrackung
das Schild vor der Einschmelzung gerettet wurde
– von wem auch immer –
und so den Weg nach Bremerhaven fand.
Quellenangabe:
Text J.Suhling
Foto D. Groß-Hardt
Foto Nobert Handt
Slg. Kess Helder
Fotos J.Suhling
Slg. J.Suhling