Passagierschiff MS „Akdeniz“
Bau-Nr.1293
Stapellauf am 1. Sept. 1955
Am 1.September 1955 lief der erste
Passagierschiffs-Neubau nach dem Kriegsende vom Helgen der AG „Weser“.
Um 14.40 Uhr setzte sich der schwere Schiffskörper in Bewegung.
Ruhig und majestätisch glitt der Schiffsneubau unter Beifall und mit den besten Wünschen der Ehrengäste sowie der Werftarbeiter in die Weser.
Direktor Weisser von der AG „Weser“
sprach der türkischen Staatsreederei Denizcilik Bankasi seinen Dank für den Auftrag aus.
Die Reederei war vertreten durch Professor Ata Nutku.
Der Großauftrag der türkischen Staatsreederei habe der AG „Weser“ nicht nur große Freude bereitet,
sondern auch große Sorgen gemacht.
Für die Planung des Schiffes brauchte die Werft ein Jahr, denn nach Kriegsende und Wiederaufbau der Werft
wurde noch kein Passagierschiff auf
die Helgen der Werft gelegt.
Von hoher Bedeutung waren zwei Gesichtspunkte:
Die Türken haben einen ausgesprochenen Schönheitsinn
sowie den Wunsch nach einem elegant eingerichteten Schiff und die selbstverständliche Forderung nach einer robusten und stabilen Bauweise.
Professor Ata Nutku bedankte
sich bei der türkischen Bauaufsicht
sowie bei der Werft für die freundschaftliche Zusammenarbeit.
Dies sei gleichzeitig eine Bekräftigung der Jahrzehnte langen Freundschaft der türkischen und der deutschen Nation.
Die Reederei habe den Wunsch die gute Zusammenarbeit zwischen ihr und der Werft noch enger zu verknüpfen.
Die letzten Worte vom Schiffbauprofessor Nutku,
der seine Rede in fließendem deutsch sprach,
waren kaum gesprochen,
da zerschellte die von Frau Nutku ausgelöste Sektflasche schon am Bug des Schiffes mit dem Namen „Akdeniz“.
Selbst ein Laie erkannte bei dem Schiff,
das zunächst langsam und dann immer schneller
dem Wasser zuglitt,
das der Bau sichtbar abwich von den bis dahin ins Wasser gelassenen Schiffen.
Die lange Reihe der Bullaugen sowie die durchlaufenden Decks der Aufbauten wiesen auf die Zukunft des Schiffes als Passagierschiff hin.
Die „Akdeniz“ mißt eine Länge von 128 m zwischen den Loten.
Auf ca. 8000 BRT wird das Schiff vermessen,
die Tragfahigkeit von 2750 tons zeigt das sehr viel Raum für die Einrichtungen der rund 860 Passagiere gebraucht wird.
Erprobungsfahrt
13. Dez. 1955
Am Dienstag den 13.12.1955 lief das erste Passagierschiff, das nach dem Krieg bei der AG „Weser“ gebaut wurde,
zur mehrtägigen Werftprobefahrt in die Nordsee aus.
Die MS „Akdeniz“, das für Rechnung der türkischen Staatsreederei Denizcilik Bankasi gebaut wurde,
hat eine größe von 8800 BRT und verfügt über Einrichtungen zur Mitnahme von 860 Passagieren.
Die 1. Klasse bietet Platz für 92 Passagiere.
112 Plätze sind für die 2. Klasse vorhanden.
Das Schiff hat eine Geschwindigkeit von ca. 19 Knoten.
Die MS „Akdeniz“ ist das erste von zwei Passagierschiffen für die türkische Staatsreederei,
das zur Ablieferung bereit liegt.
Auf der Werftprobefahrt im Oslofjord
konnte das Schiff bei der Meilenfahrt
die geforderte Höchstgeschwindigkeit von 19 Knoten,
trotz schlechter Wetterverhältnisse und einer Windstärke von 6, noch überschreiten.
Die „Akdeniz“ war für die Werft ein sogenannter Modellfall. Ein großer Teil der Werftarbeiter
hatte noch beim Bau der „Bremen“ mitgewirkt
und stand für den Bau eines Passagierschiffes zur Verfügung.
Es war trotzdem erforderlich, sich auf die besonderen Anforderungen beim Bau eines Passagierschiffs einzustellen, da für lange Zeit nur Frachtschiffe und Tanker gebaut wurden.
Vornehmlich wird das Schiff in der Schwarzmeerfahrt und im Mittelmeer eingesetzt.
Anläßlich der Übergabe des Schiffes teilte Direktor Höland von der AG „Weser“ mit, dass noch kurz vor Jahresende drei Neuaufträge gebucht werden konnten.
Es handelte sich dabei um einen Turbinentanker, ein Frachtmotorschiff sowie um einen Schwergutfrachter.
Mit diesen Aufträgen sei die Werft bis ende 1958 voll beschäftigt.
Passagierschiff MS „Karadeniz“
Bau-Nr.1294
Stapellauf am 12. Nov. 1955
Quellenangabe:
Weser Kurier, Bremer Tageszeitung
AG "Weser" Werft Bremen
Fotos:
AG "Weser" Fotoabteilung, Slg. / Text J.Suhling